Dienstag, 15. Dezember 2015

Agrofinanz GmbH - Kapitalanlage verstößt gegen KWG

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistung (BaFin) ordnete mit Bescheid vom 08.09.2015 die Rückabwicklung des Einlagengeschäfts zwischen der Agrofinanz GmbH und den Anlegern an. Laut BaFin verfügt die Agrofinanz nicht über die nötige Erlaubnis, um Einlagengeschäfte zu betreiben. Die BaFin vertritt die Auffassung, dass die geschlossenen Verträge und die Geschäftstätigkeit der Agrofinanz erlaubnispflichtig seien. Quelle: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Verbrauchermitteilung/unerlaubte/2015/vm_151211_agrofinanz_gmbh.html

Agrofinanz GmbH - Kapitalanlage verstößt gegen KWG

Was bedeutet das für den Anleger der Agrofinanz


Die geschlossenen Verträge mit den Anlegern müssen durch die Agrofinanz rückabgewickelt werden. Das bedeutet, dass eine unverzügliche Rückzahlung der Gelder an die Anleger stattfinden muss. Gegen diesen Rückabwicklungsbescheid hat die Agrofinanz GmbH Widerspruch eingelegt; dies ist ein gängiges Verfahren, um die Rückabwicklung nicht vornehmen zu müssen. Das Verwaltungsgericht in Frankfurt hat den Antrag der Agrofinanz jedoch abgelehnt. Trotzdem gibt die Agrofinanz nicht auf, sondern legte gegen den Beschluss Beschwerde ein. Also bleibt die Rückabwicklung weiterhin bestehen.

Wie reagiert die Agrofinanz gegenüber ihren Anlegern


Die Agrofinanz GmbH geht vermutlich nicht davon aus, dass die Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof Erfolg haben könnte. Deshalb teilt das Unternehmen aus Kleve bereits jetzt mit, wie die Folgen der Rückabwicklung für die Anleger aussehen wird: Agrofinanz wird zahlungsunfähig, da sie ihren Miet- und Rückkaufpflichten nicht mehr nachkommen könne.
Da stellt sich Verbraucherdienst e.V die Frage: „Hallo Agrofinanz? Hat die GmbH seit 2011 aus der Bewirtschaftung der Palmen und Kakaobäume keine lukrativen Gewinne/Überschüsse erzielt? Zweck Eurer Gesellschaft soll doch die Ausübung von landwirtschaftlichen Aktivitäten sowie das Erlangen von (Geld)Mitteln für die Finanzierung dieser Aktivitäten in Lateinamerika sein. Oder wurde hier nur Geld gesammelt??“

Wenn die Bäume ertragreich wären, müssten sich doch neue Mieter finden lassen. Im Grunde müssten die jetzigen Initiatoren daran interessiert sein, die Bewirtschaftung der ertragreichen Bäume weiterhin durchführen zu wollen. Denn laut den vorliegenden Unterlagen und der offiziellen Homepage des Unternehmens betreibt die Agrofinanz GmbH seit 2011 fünf Palmöl-Plantagen: Palmeras, Tambillo, El Jobo 1, El Jobo 2 und Gavilanes. Über die Plantagen Jobo 1+2 und Tambillo liegt die jeweilige Hektaranzahl nicht vor. Doch die Plantage Palmera soll Anfang 2012 insgesamt 161,08 Hektar groß gewesen sein. Die Plantage Gavilanes soll laut Homepage der Agrofinanz GmbH 37 Hektar groß sein. Wenn man den Zahlen aus dem Prospekt und Homepage von Agrofinanz Glauben schenken kann, sollen effiziente Produzenten bis zu 8 Tonnen pro Hektar Öl als Ernteerträge auf derartigen Plantagen erzielen können. Das würde im Fall der Plantage Palmeras einen Ernteertrag von 1288,64 Tonnen jährlich ermöglichen. Bei dem aktuellen Börsenpreis von 0,47 EUR für 1Kg (Stand: 15.12.2015) Palmöl würde einen möglichen jährlichen Geldwert in Höhe von 605.660,80 EUR bedeuten.

Kritik an Agrofinanz


Gavilanes soll laut der Homepage 37 Hektar groß sein. Auch da wäre rein rechnerisch ein Ernteertrag möglich. 37 Hektar multipliziert mit 8 Tonnen pro Hektar entsprechen insgesamt 296 Tonnen jährlich. Bei dem aktuellen Börsenkurs von 0,47 EUR pro 1kg (Stand: 15.12.2015), entspräche das einem möglichen Geldwert in Höhe von 139.120,00 EUR jährlich. Das setzt aber voraus, dass die Palmen tatsächlich Erträge erbringen. Laut der Homepage sollen die ersten Ernten bereits erfolgt sein, wobei nicht deutlich wird, welche der Plantagen nun Ernteerträge erzielen konnte. Es stellen sich einige Fragen: gibt es diese werthaltigen Bäume überhaupt? Und welche Erträge erzielen diese Bäume überhaupt? In den von Verbrauchern bereitgestellten Unterlagen finden sich weder Bilanzzahlen noch Ernteertragszahlen.

Bleibt noch die Frage nach dem Verbleib des Geldes. Die Plantage Palmeras hat eine Fläche von insgesamt 161,08 Hektar. Für einen Plot Palmen mit einer Fläche von 0.25 Hektar musste der Anleger 7.500 EUR berappen. Sollte die Palmeras Plantage wie auf der Homepage und aus den Unterlagen hervorgeht ausverkauft sein, hat die Agrofinanz allein dafür 4.832.400 EUR vereinnahmt.
Die Plantage Gavilanes soll laut Homepage 37 Hektar haben, das alleine ergibt Anlegereinnahmen in Höhe von 1.110.000 EUR. Sollten die übrigen drei Plantagen ebenfalls so groß wie Gavilanes und zudem ausverkauft sein, kommen noch einmal fast 3.500.000 EUR hinzu. Wo ist das Geld geblieben?

Farm Capital Management GmbH als neuer Mieter und Käufer


Die Agrofinanz stellt folgendes Angebot im Raum. Der neue Mieter der Ölpalmen soll eine Firma namens Farm Capital Management GmbH (HRB 13739 - Gründungskapital 25.000 EUR) werden, die juristisch unabhängig von der Agrofinanz sein soll. Das ist auch richtig! Denn bei der am 13.11.2015 neugegründete GmbH handelt es sich um eine selbständige juristischer Person. Doch wer sind denn die Initiatoren der Firma Farm Capital Management GmbH mit demselben Sitz in Kleve wie die Agrofinanz? Auch die vermeintliche Muttergesellschaft Farm Capital Holding GmbH wurde erst am 06.11.2015 gegründet. Wichtig zu wissen ist, dass der Vertriebsleiter der Agrofinanz Herr van Ühm nun Geschäftsführer der Farm Capital Management GmbH ist.

Laut eigener Aussage ist die Agrofinanz GmbH mit der Farm Capital Management GmbH in Kontakt getreten, um mit den Investoren neue Mietverträge mit Kaufverpflichtung in Bezug auf die Ölpalmen abzuschließen. Dafür müssen die bisherigen Mietverträge zum 31.12.2015 gekündigt werden. Laut des Schreibens bietet die Farm Capital Management GmbH ab dem 01.01.2016 an, die Ölpalmen zu mieten – unter denselben Konditionen des vorherigen Mietvertrages, den es zu kündigen gilt.

Die Gesellschafterin der Agrofinanz GmbH, die Kronos Agri Holdung B.V., bleibt laut des Schreibens beteiligt. Nachdem Farm Capital Management GmbH die Ölpalmen mietet, wird im Rahmen eines Untermietvertrages der Plot an den in Ecuador operativen Teil der Kronos Agri Gruppe vermietet. Wie wir bereits in Erfahrung bringen konnten, ist Bram Holthausen der Geschäftsführer der Muttergesellschaft Kronos Agri Holding B.V. und zweiter Geschäftsführer der Agrofinanz GmbH. Aufgrund der mangelnden Transparenz des Geschäftsmodell ist es für Anleger weiterhin nicht ersichtlich, dass man es beim Kauf eines Plots mit mehreren Firmen zu tun habt.

Lesen Sie dazu unseren Bericht über Investitionen in Ölpalmen durch die Agrofinanz GmbH:
http://verbraucherdienst.blogspot.de/2015/03/agrofinanz-gmbh.html

Mit der Unterzeichnung des neuen Vertrages mit der Firma Farm Capital Managment Gmbh wird eine Nachrangsvereinbarung getroffen. Das bedeutet, dass im Falle der Insolvenz der Firma Farm Capital Management Gmbh Ansprüche der Anleger/Käufer aus dem Vertrag gegenüber anderen Ansprüche anderer Gläubiger zurücktreten. Die Agrofinanz GmbH gibt selbst an, dass die Tochtergesellschaft aus Ecuador eine Forderung in Höhe 1 Million EUR gegen die Agofinanz hat und somit der grösste Gläubiger sei. Es ist daher zu vermuten, dass auch bei der neuen Gesellschaft diese Tochterfirma wiederum der größte Gläubiger werden könnte. Im Fall einer Insolvenz dürfte dann der Totalverlust der Einlage nicht ausgeschlossen werden. Es bleibt fraglich, ob die Anleger den Vertrag in der Form abgeschlossen hätten, wenn sie zuvor Kenntnis von einer Totalverlustmöglichkeit bei der Agrofinanz GmbH gehabt hätten.

Weitere Infos zu dem Vertrag mit der Agrofinanz GmbH können Sie telefonisch und per E-Mail bei uns erfragen. Mitglieder wissen mehr!

Kontaktmöglichkeiten mit dem Verbraucherdienst e.V.


Allgemeine Informationen erhalten Sie über unser Verbrauchertelefon:
0201-176 790

oder per E-Mail:
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