Dienstag, 16. Juni 2020

Conviceany GmbH: Erfahrungen als „Endkundenmanager“ im Homeoffice

Ein Verbraucher meldete sich via Mail an uns, um uns seine Erfahrungen mit dem Unternehmen Conviceany GmbH zu schildern. Er wurde kurzzeitig von der Firma mit Sitz in Hernau als „Endkundenmanager“ eingestellt. Schnell wurde der Arbeitsvertrag jedoch von der Seite des Arbeitgebers aufgelöst: weil der neue Arbeitnehmer ein neues Konto bei einer Online-Bank hat. Über die kuriosen Zusammenhänge zwischen Bitcoin-Handel, WhatsApp-Arbeitsanweisungen und über ein Team bestehend aus Stock-Fotos.

Titel: Conviceany GmbH: Erfahrungen als „Endkundenmanager“ im Homeoffice

Über die Firma Conviceany GmbH aus Hernau


Im beschaulichen Hernau an der Nürnberger Straße 50 soll sich das Büro der Firma Conviceany GmbH befinden. Tätigkeitsfeld: ein Dienstleistungsunternehmen am „Puls der Zeit“, welches „aktuelle und moderne Lösungen“ für andere Unternehmen bieten soll. Na gut. Aufmerksam wurden wir auf das Unternehmen, weil sich der Verbraucher Herr G. via Mail an uns wandte. Abgesehen von trivialen Werbetexten gibt die Homepage nicht viele Informationen her. Zumindest sind zahlreiche Logos namhafter Unternehmen wie Google und PayPal unter „Unsere Kunden“ zu sehen. Ansonsten keine Beschreibung des Angebots, keine Social-Media-Tätigkeiten, kein Portfolio. Nur eins ist unübersehbar: die Firma Conviceany GmbH ist auf der Suche nach Mitarbeitern.

Zu diesem Zweck ist nicht nur Aufruf auf der Homepage zu lesen, sondern zusätzlich noch Anzeigen bei dem bekannten Portal „eBay Kleinanzeigen“ zu finden (Stand 15.06.2020). Unter anderem wurde die Tätigkeit als „Home Office Mitarbeiter“ angeboten, Stundenlohn: 15,50 EUR, Teilzeit, keine Vorkenntnisse nötig. Dieses Angebot bewog Herrn G. dazu, sich bei dem Unternehmen zu bewerben. Er wurde schnell eingestellt und erhielt die ersten Arbeitsanweisungen via WhatsApp. Und um das vorwegzunehmen: der Austausch bis zur Kündigung erfolgte ausschließlich über WhatsApp.

Zitate aus der vorliegenden Email des betroffenen Verbrauchers


Herr G. wandte sich via Email an uns. Wir zitieren daraus:

„Gestoßen bin ich auf www.Conviceany.de und habe mich über deren Homepage mich mit meinem Lebenslauf und Personalausweis (Identifizierung) beworben.
Ziemlich schnell habe ich eine Zusage erhalten (…) Die Kommunikation läuft vor der Vertragsschließung per E-Mail und darauffolgend ausschließlich per Whatsapp. Telefonischen Kontakt mache man nur in dringenden Fällen.

Bei der Einarbeitung hat man von mir verlangt, dass ich mich auf Bitpanda registriert. Bei Bitpanda handelt es sich um eine Plattform, bei denen man Kryptwährungverwaltung sowie weitere Aktionen durchführen kann. Da es sich um Kunden handele, welche auch per Kryptowährungen Geld transferieren sollen. (...)
Bei Bitpanda habe ich mich registriert, worauf der Arbeitgeber meine IBAN sowie Empfängername (Kontoinhaber) verlangt hat und fragte mich zudem, ob ich Internetbanking betreibe. (Der Verbraucher hatte aufgrund eines Umzugs ein neues Konto bei einem Online-Banking-Anbieter eröffnet, Anmerkung der Redaktion)
(...)
Sodann artikulierte der Herr, dass die BaFin keine neuen Bankverbindung akzeptiere und das Konto sechs Monate alt sein müsse sowie die Kunden Volksbanken und Sparkassen bevorzugen würden. (...)
Als ich die Frage stellte, ob man nicht per Telefon weiter kommunizieren könne, sagte er nur bei Notfällen und wurde immer stutziger (…) Leider hat er das Gespräch beendet.“

Woher kommen die Fotos und gibt es ein Registergericht in Hernau?


Aufgrund der Email schauten wir uns die Homepage der besagten Firma an, um uns selbst ein Bild zu machen. „Unsere Experten stehen Ihnen mit Ihrem Fachwissen zur Seite“, heißt es auf der Seite „Team“ der Conviceany GmbH . Dort sind bei unserem Besuch (Stand 15.06.2020) viele Foto-Porträts zu sehen, welche scheinbar die Beschäftigten der Firma darstellen sollen. Eine kurze Recherche über die Bildersuche ergab, dass die dargestellten Bilder, inklusive die des Geschäftführers, scheinbar von anderen Webpräsenzen stammen.

Viele Informationen über das Unternehmen werden Besuchern der Seite derzeit nicht präsentiert. Im Vordergrund scheint die Suche nach neuen Mitarbeitern zu sein. Uns ist bei unserer Recherche noch etwas aufgefallen: im Impressum (Stand: 15.06.2020) ist zwar keine HRB-Nummer zu finden, aber dafür eine Nummer eines „Registergerichts Hernau“. Laut unserer Kenntnis existiert kein Registergericht in Hernau, Firmen aus dieser Stadt sind oft beim Amtsgericht Regensburg gemeldet. Mögen wir in dieser Angelegenheit falsch liegen, so bitten wir vorab um Nachsicht.

Kein Konto, kein Job?


Uns liegen Screenshots des WhatsApp-Dialogs zwischen Herrn G. und einem Sascha K. von der Conviceany GmbH vor, die den Ablauf belegen. Sascha K. kündigt das Arbeitsverhältnis, weil Herr G. kein Konto bei einer der „gängigen“ Banken führt. Natürlich war davon in der Stellenausschreibung keine Rede, das dies eine Bedingung für eine Beschäftigung sei.

Wir vom Verbraucherdienst erhielten in den vergangenen Monaten schon einmal Meldungen über vergleichbare Stellenangebote, in denen Home-Office-Mitarbeiter gesucht wurden, die dann ebenfalls ihre privaten Kontodaten zur Verfügung stellen sollten. In einem Fall sollten Home-Offe-Mitarbeiter im Zuge ihrer Beschäftigung für eine Firma aus NRW "zu Testzwecken" ein Konto mit den eigenen Daten eröffnen.

Kontakt mit Verbraucherdienst


Haben Sie ebenfalls Erfahrungen mit der Firma Conviceany GmbH? Waren Sie auch als „Endkundenmanager“ o.ä. für das Unternehmen tätig? Teilen Sie uns Ihre Berichte über unsere Kontaktmöglichkeiten mit.

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1 Kommentar:

  1. Ich habe selber für diese Seite gearbeitet (conviceany.de, conhand.de, phoenix-consulta.eu) und die Seite gehört einem User Namens "ELMO" von Crimenetwork.
    Der User verkauft Sachen auf eBay, die er gar nicht hat (mit gehackten Accounts) und schickt diese an die Bankkonten der "Mitarbeiter", die ihm davon über Bitpanda oder Bitwala das Geld anonym in Bitcoin schicken.

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