Quizfrage: Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Esel! Das weiß doch jedes Kind.
Hier wird es etwas kniffliger: Wie heißt der Rechtsanwalt am obersten Gerichtshof in Spanien? Tatsächlich sind wir ohne Google ahnungslos, aber zum Glück liefert ein spanischer Rechtsanwalt via E-Mail die Antwort. Der Absender, der sich selbst „Miguel Diaz“ nennt, will genau diese Position am obersten Gerichtshof inne haben.
Spurensuche: Wer ist Miguel Diaz?
Nur stimmt das überhaupt? Ohne nun zu sehr in Recherchearbeit zu ersticken, griffen wir zur einfachsten Methode, indem wir ChatGPT befragten. Unsere erste Frage: „Wer ist der rechtsanwalt am obersten Gerichtshof in Spanien?“
ChatGPT spuckte uns diese Antwort aus. Auf Richtigkeit natürlich keine Gewähr.
In Spanien gibt es nicht die Funktion eines einzelnen "Rechtsanwalts am Obersten Gerichtshof" (Tribunal Supremo), wie es sie vielleicht in anderen Rechtssystemen gibt. Stattdessen ist das Tribunal Supremo das höchste Gericht des Landes, dessen Sitz der Präsident des Obersten Gerichtshofs ist. Seit 2024 ist dieses Amt von María Isabel Perelló Doménech bekleidet, die damit auch erste Frau in dieser Position ist . Quelle: Isabel Perelló (presidenta CGPJ): “Ningún poder del Estado puede dar indicaciones ni instrucciones a los jueces” | Legal | Cinco Días
Falls Sie mit Ihrer Frage jedoch auf den Abogado General del Estado (Generalstaatsanwalt im Sinne eines leitenden Rechtsberaters des Staates) abzielten – das heißt: den Juristen, der die staatliche Position vor Gericht insbesondere im Obersten Gerichtshof vertritt – so handelt es sich dabei um David Vilas Álvarez, der am 18. Juni 2024 in dieses Amt berufen wurde. Quelle: Abogado General del Estado - Director del Servicio Jurídico del Estado - Biografías
Kein Miguel Diaz, seltsam. Aber vielleicht war unsere Anfrage fehlerhaft. Wir führten unsere Fragerunde mit einer einfachen Suchanfrage via Google fort: Wer ist Señor Diaz? Die Antworten waren vielfältig: Entdecker, Boxtrainer und sogar ein fiktiver Charakter in der populären Serie „Cobra Kai“. Mit letzteren Ergebnis hat unser Miguel Diaz aber scheinbar eine Gemeinsamkeit: sie existieren nur auf Bildschirmen.
Wir gratulieren zum Scam-Jubiläum
Vor ca. 10 Jahren wurde in Deutschland noch etwas häufiger gefaxt als heute. Zu der Zeit, genau im Jahr 2015, berichteten wir über in den Beiträgen „Martin Bressers Madrid | Anwalt lockt per Fax mit einer großen Erbschaft“ und „Angeblicher Lottogewinn aus Spanien | Anwaltskanzlei Vin and Pamela“ über angebliche Erbschaften, die aufgrund von Namensgleichheiten deutsche Fax-Empfänger bereichern sollte.
Natürlich war es seinerseits bereits ein Scam-Versuch, ein Betrug. In vielen Medienberichten wurde vor diesem Betrugsversuch gewarnt. In vielen Fällen gaben sich Betrüger als real existierende Anwaltskanzleien in Spanien aus. Wer nach diesen Kanzleien im Netz suchte, wurde wahrscheinlich auch fündig, nur nutzten die Betrüger nur die Namen, um Vertrauen zu erwecken.
Wie bereits beschrieben: Bereits seit mehr als 10 Jahren ist dieser Scamming-Evergreen als Fax, E-Mail/SMS und mittlerweile sogar als WhatsApp-Nachricht zu finden. Der Masche hat sich dagegen nicht weiterentwickelt. Angeblich wurde eine große Summe gewonnen oder geerbt, doch um diese auch erhalten zu können, sollen hohe Beträge zuvor überwiesen werden - angeblich würde Verwaltungskosten etc. anfallen.
Scamming 2025: Das steht in der neuen E-Mail
Doch nun zur aktuellen E-Mail. Absender ist wie bereits erwähnt ein gewisser „Miguel Diaz“, der uns folgende frohe Botschaft übermittelt:
„Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie hier in Spanien einen nicht beanspruchten Preisgeldbetrag aus dem internationalen Euro Million Spielprogramm haben. Bitte kontaktieren Sie uns für weitere Informationen.“
Dazu wurde eine Telefonnummer angegeben, tatsächlich eine spanische Durchwahl.
Falls der Spam-Filter einmal versagt und Sie tatsächlich einmal so eine E-Mail erhalten haben: Natürlich raten wir dringend davon ab, Kontakt mit den Betrügern aufzunehmen oder auf irgendeine Anfrage dieser Art zu reagieren.
Wer sich dafür interessiert, welchen Verlauf ein Gespräch mit diesen Trickbetrügern nehmen kann, möchten wir unseren Artikel Angebliches Erbe aus Spanien: Wir unterhielten uns mit den Betrügern ans Herz legen.
Kontakt
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